Grundlagen
- Verstärker
Wie ein Verstärker aussieht, muss ich wohl nicht
erzählen. Wie man ihn anschliesst, dürfte auch noch den meisten
bekannt sein, notfalls gibts ja auch ein Handbuch. Wie aber ein Verstärker
arbeitet, was Brückenbetrieb heisst usw. ist aber nicht mehr jedem
klar.
Spannungsversorgung
1) Verstärker ohne Schaltnetzteil, welche
mit der Kfz-Bordspannung von 12V auskommen müssen. Das sind (fast)
alle Endstufen in Autoradios sowie sehr alte Booster. Egal was die Hersteller
von Autoradios behaupten, es gibt keine 4*40W RMS Ausgangsleistung. Das
läßt sich ziemlich leicht nachrechnen. Wenn eine Endstufe nur
14.4V als Betriebspannung hat, kann als Ausgangsspannung nur maximal (bei
einem Wirkungsgrad von 100%) 14,4V anliegen, wobei pro Halbwelle (Ein Sinuston
setzt sich aus positiver und negativer Halbwelle zusammen) 7,2Volt max.
zur Verfügung stehen. Will man jetzt den maximalen Ausgangsstrom berechnen,
muss man die 14.4Volt (SpitzeSpitze) erst in Effektivspannung [V/Wurzel(2)]
umrechnen. Das ergibt also eine Effektivspannung [14.4V/Wurzel(2)] von
10,2Volt. Schliesst man nun einen 4Ohm Lautsprecher an, so beträgt
der maximale Strom [Spannung(U)/Widerstand(R)=Strom(I)] 2,55Ampere. Multipliziert
man den Strom mit der Effektivspannung, so erhält man die maximale
Ausgangsleistung, nämlich 26Watt. Soweit zur Theorie. In der Praxis
geht nämlich noch ein bischen Leistung flöten. Da wäre zu
einem der Wirkungsgrad, der bei solchen Einchip-Endstufen so 50-60% beträgt,
der Rest wird in Wärme umgesetzt. Das wären dann also bei 50%
noch 13W. Bedenkt man nun, das ein Lautsprecher an Wechselspannung eine
komplexe Last darstellt (der Wiederstand ist abhängig von der Frequenz,
dem Gehäuse etc.), wobei die Impedanz meist um einiges höher
ist (kann schon mal 60Ohm werden), ist von der Leistung nicht viel übriggeblieben.
Natürlich bleibt aber auch hier nicht die Entwicklung stehen, neue
Technologien lassen selbst an 12V 30W RMS erwarten. Beispiel : Class H
von Phillips. Dort wird durch einen Chipinternen Schaltungskniff, wenn
benötigt, einfach 14,4V aus Elkos zur vorhandenen Spannung "hinzuaddiert",
was dann schon mal 28,8V macht. Bei Sinustönen funktioniert das durch
Dauerbelastung natürlich nicht, sondern nur bei Impulsbelastung (was
Musik ja ist).
2) Verstärker mit Schaltnetzteil (heutzutage
Standart). Hier arbeitet die Endstufe nicht mit den 14,4V vom Bordnetz,
sondern es wird eine eigene, symetrische Spannung erzeugt, also z.B. +/-50Volt,
je nach gewünschter Ausgangsleistung. Diese Spannung wird durch ein
Schaltnetzteil erzeugt Vereinfacht funktioniert ein Schaltnetzteil folgendermassen
: Die 14,4Volt werden zerhackt, und in eine Wechselspannung mit sehr hoher
Frequenz (>30kHz, ausserhalb des hörbaren Bereichs) gewandelt. Damit
wird die Primärwicklung vom Ringkerntransformator gespeist. Die Sekundärwicklungen
des Trafos liefern nun die weitaus höheren Ausgangsspannungen. Diese
werden dann gleichgerichtet und noch über grosse Elkobatterien gepuffert.
Der Verstärker hat nun seine gewünschten +/-50 Volt zur Verfügung,
um ordentlich Leistung erzeugen zu können. Und wenn man hier obige
Rechnung anwendet, kommt folgendes heraus : 100V SpitzeSpitze, 70,7V Effektiv,
17,7Ampere => 1251,4Watt was bei 50%Wirkungsgrad immer noch runde 600W
RMS macht. Theoretisch wohlgemerkt (siehe oben).
Die Unterschiede zwischen Analog und Digital
1) Analogverstärker (Class A & Class AB). Ein Analogverstärker
verstärkt das Eingangssignal unbearbeitet, das heisst er macht aus
einem kleinen Signal ein sehr grosses Signal (wobei sich das aber nur auf
die Amplitude und nicht auf die Signalform auswirkt). Die Transistoren
im Analogverstärker sind grob als Strom/Spannunsventil zu verstehen,
wobei der Stromfluss von ausserhalb steuerbar ist. Bei Analogverstärkern
arbeiten die Endtransistoren immer, selbst wenn kein Signal anliegt (Ruhestrom),
da der Transistor einen festen Arbeitspunkt einnehmen muss, um in beide
Richtungen (positive sowie negative Halbwelle) aussteuern zu können.
Die Leistungstransistoren arbeiten abhängig vom Eingangssignal, wobei
sie je nach anliegendem Signal weiter öffnen oder schliessen. Analoge
Endstufen sind sehr breitbandig einsetzbar (>100kHz) und bei solider Konstruktion
verfügen sie über einen sehr hohen Dämpfungsfaktor. Nachteile
bei Analogamps sind der niedrige Wirkungsgrad (max 60%) und die dadurch
resultierende hohe Verlustleistung, die in Wärme umgesetzt wird. Wenn
also 60W am Ausgang erzeugt werden, nimmt der Verstärker am Eingang
100W auf, die restlichen 40W heizen das Auto
2) Digitalverstärker (Class-D). Bei Digitalverstärkern
wird das Eingangssignal zerhackt (bis zu 80000mal in der Sekunde und schneller),
und in verschieden lange Rechteckimpulse gewandelt. Die Endtransistoren
in einem Digitalverstärker arbeiten nur als Schalter (an oder aus
bzw. 0 oder 1, daher der Name Digitalverstärker). Danach geht das
Rechecksignal durch ein Filter (12dB, Spule und Kondensator) und wird so
wieder in ein Sinussignal gewandelt. Prinzipbedingt können nur niedrige
Frequenzen (bis ca 300Hz) mittels Class-D verstärkt werden. Ergo eignen
sich D-Amps nur zum Antrieb von Kickbässen oder Subwoofern. Dadurch,
das die Transistoren nur dann schalten, wenn es benötigt wird, entsteht
ein hoher Wirkungsgrad (80-90%) und dadurch auch sehr geringe Abwärme
(daher auch meist der kompakte Kühlkörper), wobei wir schon bei
den vorteilen wären. Nachteile hier sind der bandbegrenzte Einsatz
und der sehr geringe Dämpfungsfaktor (hervorgerufen durch das Ausgangsfilter).
Meinermeinung macht sich das auch klanglich bemerkbar, weswegen ich keine
Digi-Amps empfehlen kann. Ausnahme hier ist das sogenannte Class-T Prinzip.
Diese Digitalverstärker vereinen die Breitbandigkeit, den hohen Dämpfungsfaktor
& guten Klang von Analogendstufen sowie Wirkungsgrad von den Class
D-Amps. Dieses Prinzip wird sicherlich bald bei jedem namenhaften Hersteller
im Sortiment vertreten sein.
Der Unterschied zwischen HighVoltage und
HighCurrent Verstärker
Beide Arten dieser Spezies sind, wie man am Wörtchen "High"
schon erahnen kann, auf Höchstleistung getrimmt, aber trotzdem unterscheiden
sie sich doch. HighVoltage-Amps sind Verstärker, die auf maximale
Leistung an 4Ohm Brückenbetrieb (oder 2Ohm Stereobetrieb) ausgelegt
wurden, und dementsprechend hohe Spannungen am Ausgang zur Verfügung
stellen. 140V am Ausgang sind bei richtigen "Tieren" keine Seltenheit,
und können schon für den Menschen durch Berührung gefährlich
werden. Sobald die angeschlossene Impedanz niedriger wird (<2Ohm Brücke
oder <1Ohm Stereo) kommen die sogenannten HighCurrent (=hoher Strom)
Amps zum Zuge, denn wenn sich die Impedanzen halbieren, verdoppeln sich
die Ströme bei gleicher Spannung. So werden aus 2*25W an 4Ohm 2*50W/2Ohm,
2*100W/1Ohm, 2*200W/0,5Ohm usw. Es gibt Endstufen, die bis zu 0,25Ohm Impedanz
noch Strom zulegen können. Man kann also erkennen, wo die Stärken
der beiden Amps liegen. Natürlich gibt es auch "Monster", die beides
beherrschen. Es gab schon Messevorführungen, wo am Ausgang von Endstufen
Stichsägen betrieben wurden, um deren Strom/Spannungspotenz demonstrieren
zu können. Es macht also durchaus Sinn, den Verstärker an die
vorhandene Impedanz (z.B. mehrere parallelgeschaltete Subwoofer) anzupassen,
bzw. umgekehrt, um das maximale herauszuholen. Auch gibt es Hersteller,
die praktisch ein und denselben Verstärker in zwei Versionen verkaufen,
einmal als HighCurrent und einmal als HighVoltage (z.B. Zapco, US-Amps,
MMATS u.a.)
Was ist der Dämpfungsfaktor
Wenn man auf einen Lautsprecher ein Signal gibt, schwingt die Membran
dementsprechend. Nimmt man jetzt ein kurzes Signal, so sollte im Idealfall
die Membran nur so lange schwingen, solange ein Signal anliegt. In der
Praxis schwingt die Membran aber nach, da sie eine bewegte Masse darstellt
und trotz Zentrierspinne verzögert zum Stillstand kommt. Während
der ungewollten Taumelbewegung funktioniert der Lautsprecher wie ein Mikrofon,
durch das Schwingen der Spule im Magnet wird ein Strom erzeugt, und zur
Endstufe geschickt. Es entsteht der sogenannte Rückstrom. Hier kommt
nun der Dämpfungsfaktor zum Zuge, der die Fähigkeit der Endstufe
beschreibt, einen angeschlossenen Lautsprecher und dessen Memranbewegungen
zu kontrollieren. Der Dämpfungsfaktor bezeichent das Verhältnis
der Lautsprecherimpedanz zum Innenwiderstand der Endstufe. Als Formel sieht
das folgendermassen aus : R(Lautprecher)/R(Innenwiederstand). Je
höher also die Impedanz des Woofers und je niedriger der Innenwiderstand
der Endstufe, umso grösser (und besser) der Dämpfungsfaktor.
Und hier liegt auch der Nachteil bei HighCurrent-Amps : je niedriger die
Impedanz der Lautsprecher wird, umso mehr sinkt der Dämpfungsfaktor.
Beispiel : Wenn ein Amp bei 4Ohm einen Dämpfungsfaktor von 400 (recht
ordentlich) hat, bleibt an 0.5Ohm nur noch ein Wert von 50 über. Man
erkauft also auch mit niedrigen Impedanzen einen miesen Dämpfungsfaktor.
Wobei auch hier nicht vergessen werden sollte, das der Lautsprecher eine
komplexe Last darstellt, und nie 4Ohm konstant als Impedanz besitzt. Abschliessend
sei noch gesagt, das die grösste Leistung nix ist, wenn der Bass durch
mangelnde Kontrolle einfach matschig klingt. Wie heisst es so schön
? "Power is nothing without control!"
Was ist Brückenschaltung
Wie kommt es, das bei Brückenschaltung sich die Leistung im
Idealfall vervierfacht? Also als erstes hat man durch brücken einer
Endstufe keinen Monoblock, sondern immer noch eine Endstufe, die im Stereomodus
arbeitet, eben nur bei halber Impedanz. Wenn ich also an einen gebrückten
Amp einen 4Ohm Lautsprecher anschliesse, sieht jeder Stereokanal eine 2Ohm
Last. Da sich die Leistung bei halbierter Last verdoppelt, und das auf
beiden Seiten, erhalte ich also die vierfache Leistung. Der Trick an der
Brückenschaltung ist, das ein Stereokanal ein um 180° gedrehtes
Signal am Eingang erhält und auch so verstärkt. Der Lautsprecher
wirkt dann als koppelndes Glied, um 0° und 180° Signal zu addieren.
Der Lautsprecher hängt im Brückenbetrieb an den jeweiligen Plus-Ausgang
der Endstufe. Man kann Endstufen aber nur einmal brücken, es geht
leider nicht unendlich. Eine Sonderstellung stellen hier einige Verstärker
dar, wo beide Kanäle parallel geschaltet werden, um den doppelten
Strom liefern zu können. Dieses Feature wurde u.a. bei der alten ESX
Quantum Serie angeboten, um sehr niedrige Lasten treiben zu können,
die Ströme teilen sich dann auf beide Kanäle zu gleichen Teilen
auf.
Was ist Clipping
Mit Clipping wird das Übersteuerungsverhalten von Endstufen
bezeichnet. Jede Endstufe hat eine maximale Ausgangsspannung, bedingt durch
die Sekundärspannung des internen Schaltnetzteils. Gibt man jetzt
zum Beispiel ein Sinus auf den Eingang mit kleiner Amplitude, so verstärkt
die Endstufe dieses Signal spannungsmässig. Wenn man die Amplitude
am Eingang vergrössert (also das Radio lauterdreht) wird logischerweise
auch die Ausgangsspannung grösser. Aber nur bis zu einem gewissen
Punkt, nämlich der maximalen Ausgangsspannung. Wenn man jetzt noch
lauter macht, als die Endstufe ausgangsseitig Spannung hergibt, beginnt
nun das Clipping. Die Endstufe fängt an, die Spitzen mehr und mehr
zu kappen, je nach dem wie gross das Clipping ist. Es entsteht für
eine kurze Zeit (für Lautsprecher schädliche) Gleichspannung
am Ausgang. Während dieser Zeit "steht" die Membran (mit dem Auge
nicht wahrnehmbar, da nur eine sehr kurze Zeit, wenige Ms) und erhält
so keine Kühlung, es wird aber trotzdem Leistung zugeführt. Die
Schwingspule wird also thermisch übermässig belastet, abhängig
von der Stärke des Clippings. Daraus folgt, wenn es der Woofer
nicht verarbeiten kann, die elektrische Zerstörung der Schwingspule.
Laut Cerwin-Vega! sterben 80% aller Lautsprecher nicht wegen zu viel (sauberer)
Leistung, sondern an unterdimensionierten Endstufen, die im Vollclipping
gefahren werden, da sie hoffnungslos übersteuert sind.
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Ein Sinus am Ausgang einer Endstufe, gerade so stark ausgesteuert,
das das Signal noch sauber ist |
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Die Endstufe kann vom Radio geforderte Spannung am Ausgang
nicht mehr liefern, da das Spannungsmaximum erreicht ist, sodas die Spitzen
gekappt sind. Hier ist der Ausgang schon sehr stark übersteuert, es
ist fast schon ein Rechtecksignal. Also starkes Clipping. |